Platon. Der Erkenner und Einordner der Kraft, welche die Erde im Innersten zusammenhält. Er wirkte über die Jahrhunderte hindurch in wechselnden Namen und gedanklichen Universen. Er lieferte die Grundlage für den Blick auf die Welt. Er gab vor, wie wir als Menschen in sie gestellt sind, worauf unsere Füße Halt suchen, welchen Weg wir gehen. Wir sehen die Zusammenhänge durch seine Brille.
Eine Meinung, eine Idee sollte sich unbedingt diesen Filter vor den Augen bedienen, um ernst genommen zu werden. Wir einigen uns auf Platon als Startlinie. Der Hindernislauf durch den Wald der Erkenntnis wird sowieso schon anstrengend werden, also nicht schon vor dem Start Fragen stellen.
Was, wenn die Brille Kratzer hat, das hat jede Brille. Ich meine dabei den Wahrheitsanspruch als Ausgangsposition der Dialoge. Hypothetisch könnte Platon gesagt haben:
„Ich weiß und diskutiere mit dir, damit du begreifst. Gelingt es dir nicht, meinen Gedanken einsichtig zu folgen, dann bist du nicht fähig, ein guter Mensch zu sein. Das ist nicht weiter schlimm. Du wirst meine Ideen leugnen und sie bekämpfen. So ist das nun mal bei denen, die Wahrheit nicht sehen können.“
Somit wird jeder Kritik der Boden unter den Füßen weggezogen.
Was, wenn wir die Brenngläser absetzen und versuchen, die Welt als ahnungsloses Kind zu entdecken?
Wenn es uns gelingt, den Schlüssels für die Bibliothek mit den Schubfächern in der Tasche zu lassen, wenn uns das Unmenschliche gelänge?
Was würden wir sehen? Welche Konsequenzen hätte das für unser Leben von der Geburt bis zum Tod? Könnten wir uns plötzlich an den Tod, den Schritt in das große unbekannte Reich erinnern. Milliarden Menschen sind gestorben. Über die Zeit gesehen fast alle und wir können uns nicht daran erinnern!
Wir gehen davon aus, dass unser Unterbewusstsein zusammen mit dem Trieb die Herren im Haus sind (Freud).
Wir können nichts suchen, was wir nicht kennen.
Lernen ist Erinnerung.(Platon über Sokrates)
Wir müssen das Wissen nur aus dem Unbewussten ans Licht des Alltäglichen zerren, vielleicht überreden, sich zu zeigen. Wir sollen uns an das Wissen der Menschheit, nicht das wissenschaftliche, kulturelle, sondern das Ursprüngliche erinnern können.
Wir haben vielleicht einen riesigen Schatz an vererbten Erinnerungen auf unseren Schultern versteckt. Therapeuten forschen im Dunkelreich des Unbewussten, um das Jetzt zu erhellen. An alles Mögliche wäre da mit Zeit und Einverständnis zu finden, meinen sie.
Ohne Bildung können wir überleben. Vereinzelt sich der Mensch, oder wird er von der Gemeinschaft getrennt, stirbt er.
Wieso ist der Mensch ein so von der Gemeinschaft abhängiges Geschöpf? Was passiert zwischen uns, wenn wir nur sind?
Was ich nicht verstehe:
Warum können wir uns nicht an den Tod erinnern?
Verhindert der Blick durch die Platon-Brille, das stehen in seinen Schuhen das Weiterkommen?
Betrachtet man die Menschheitsgeschichte, dann ist bis heute fast jeder von uns gestorben. Ein Ereugnis, erlebt von allen Menschen soll vergessen sein, nicht im Unterbewusstsein liegen Gerade diese Frage bekommt keine Antwort? Es gibt seit 2500 Jahren eine Tradition der Philosophie, in der es nur noch Fußnoten zu Platon gibt (Whitehead).
Mit Traditionen ist es so eine Sache. In Bayern z. B. trägt der Mann Lederhose, aus Tradition. Es gibt alltägliche (Zimmerer, Wanderer) und ausgenommene (auf der Wiesn :-)) Momente, an der die Lederne getragen wird. Warum? Aus Tradition. Allerdings ist es nicht so, dass man auf der Wiesn kein Bier bekommt, wenn Mann keine Lederhose trägt. Wieso? Aus Geschäftsinteresse.
Es wäre ein interessantes Experiment, ein Bier zu trinken, ohne Lederhose und dann die Brille abzunehmen und beginnen, barfuß zu laufen. Wir sind alle schon oft gestorben, wir haben es in uns, bestimmt.