Was ist, wenn der Anfang nicht stimmt? – Tod


Wir wissen nicht, was uns nach dem Sterben im Tod erwartet. Das Sterben kennen wir vom Anschauen, vom Erzählen, aus Geschichten und aus durchwachten Nächten am Bett. Es geht schnell und augenblicklich oder zieht sich ringend mit dem Leben fast endlos dahin. Das Sterben macht uns Sorge, wir wollen keine Schmerzen, wir wollen nicht zur Last fallen. Unseren Kindern wollen wir nicht als hilflose Bündel erscheinen. Die ganze mühevolle Erziehung mit dem Bestreben nach einem leuchtenden Vorbild soll nicht mit einem jämmerlichen Anblick enden. Sterben ist der Verlust von Selbstständigkeit, von Selbstbestimmung. Der einzelne Mensch wird immer mehr zum Objekt in der Gesellschaft. Seine Individualität, seine Abgrenzung von der Natur beginnt sich aufzulösen. Er wird zur Zelle im Organismus der Gesellschaft, getragen von ihr. Die Vorstellung, dass der Körper seine Existenz beendet, beunruhigt uns. Das Vertrauen auf eine Seele, die eventuell weiter existiert, tröstet. Dabei muss ich mich selbst überreden, dass dies nicht nur ein Bild meines Egos ist. Ich bin so bedeutend für …, na ja, da fehlt mir jetzt die richtige Idee. „Jedenfalls kann das Dasein nicht einfach verschwinden.“ Sagt das Ego leise. 🙂

Der Tod macht uns Angst.

Warum?

Die Ungewissheit?

Wir würden hinnehmen, dass wir lange sterben. Das wir Tod sind und nicht mehr wirken, dass wollen und können wir nicht akzeptieren. Unserer eigene Vergänglichkeit kann nicht sein. Der Mensch als Maß aller Dinge kann in der Logik des Lebens nicht aufhören zu sein. Jeder Einzelne und damit ja auch ich sind doch wichtig, oder was?

Was wird denn mit den Dingen, wenn das Maß fehlt?

Wir haben dafür keine Lösung und verzweifeln an dem Gedanken. Wir versuchen alles Mögliche, um uns vor dem Durchschreiten des Alters zu tarnen. Schönheitsoperationen, Sportstudios, Musik. Dem Alter unangemessene Kleidung sind ein paar Tarnkappen.
Seit ein paar Wochen gehe ich zum Spinning. Am Ende der Stunde lande ich im unteren Drittel der Leistungsrangfolge. Ich stehe da gelassen und weise drüber. Ich unterdrücke den Gedanken: „Wartet nur, bis ich ein bisschen mehr trainiert habe, dann trete ich hier mal so richtig rein und zeige euch, wo der Hammer hängt. Ihr Mittgagspausenoptimierer!“. Das Ego scheint nicht freiwillig zu altern, es lehnt sich auf.

Na gut, die Fluchtwege aus dem Alter sind vielfältig wie die Auswahl der Milch zum Latte Macchiato. Was ich blöd finde: OPs, die das Alter wegschneiden und Wesen entstehen lassen, die vom Friedhof der Kuscheltiere entlaufen sind. Der blendende Schein versucht den Blick in die Tiefe zu blenden, undeutlich werden zu lassen. Ich sitze mit Mütze und Hoody beim Bäcker und tippe die Buchstaben ein Spiegel.