diese Quanten


Oha, alles nur Wahrscheinlichkeit, nichts so ganz sicher. Die festgerammten Anker sind im Grund vergraben, aber der Boden löst sich auf. Die Kette hält nur noch ihre Glieder. Das Schiff kommt ins Trudeln, wird zum Spielball der Wellen und schlingert durch die Täler.

Wer driftet, weiß nicht, was er tut. Von wegen alles im Griff!

Unser Weltbild kommt heftig ins Wanken, nehmen wir die Entdeckungen ernst, die vor etwa einhundert Jahren die Erkenntnis der menschlichen Hirne bei einigen Fragenden befeuerte. Die Quantentheorie, die Quantenmechanik und ihre Kopenhagener Deutung sind umwerfend. Sie stellt sie Welt auf den Kopf bzw. nimmt ihr den Augenblick und macht ihn unendlich. Sie erklärt den Zusammenhang zwischen Materie und Existenz als möglich. Die Sätze lesen sich gar nicht so schwer, sie sind aber völlig unmöglich zu verstehen. Sie widersprechen schlicht allem, worin wir unserer Anker vergraben haben. Allein der Gedanke ist schwierig, dass es Teilchen gibt, die keine Zeit kennen. Im Spiegelbild sehen wir immer die Vergangenheit oder hat mir das Bild im Spiegel schon einmal zugezwinkert? Ein Ding, welches im Augenblick die Vergangenheit und Zukunft verändern kann, hebt mir die Schädeldecke, wenn ich versuche, den Gedanken zu visualisieren. Aber Bohr, Heisenberg, Born und Schrödinger haben es getan.

Die Kausalkette zerbröselt. Das Prinzip der Lokalität (physikalische Vorgänge können nur in der unmittelbaren Umgebung Auswirkungen haben) wird vom Winde verweht. Eine Katze in einer Kiste kann tod oder lebendig sein (Schrödingers Katze). Die Annäherung an die kleinesten Formen unserer Welt gelingt nicht. Die Ursuppe scheint vom Löffel zu laufen, versuchen wir sie zu heben. Unsere gewohnten Werkzeuge wirkten dafür ungeeignet.

Ist es eine Ausrede, dass alles möglich ist, wenn wir immer wieder an Grenzen beim Denken stoßen?

Oder ist es die Antwort hinter den OneWay-Schildern, wenn wir vor einer Wand stehen und umkehren müssen, in Gedanken?

Es ist nicht so, dass ich verstanden hätte, was Bohr und Heisenberg sich da im schönen Kopenhagen erarbeitet haben, die mathematischen Grundlagen sowieso nicht. Aber die Art, über die unumstößlichen Erfahrungen des Lebens neu nachzudenken, sie bei Seite zu schieben, fasziniert mich. Alles hängt mit allem zusammen. Das klingt so nach Kalenderblattspruch, ist aber ein Synonym für das Unmögliche, schauen wir aus unseren Erfahrungen in den Tag, in die Gesichter unserer Menschen.

In Kopenhagen mussten sie dafür das herkömmliche Denken hinter sich lassen, die Grenzen übersteigen und denken, was nicht möglich ist. Damit deutlich zeigen, welche Wände wir uns selbst errichtet haben. Einige helle Köpfe haben versucht, die Theorien mit dem bekannten Weltbild zu erklären, das Unerhörte klein zu machen und in den Mauern des Denkens zu bändigen, nur damit es kuschlig bleibt in den Köpfen. Das Schiff hat ein Leck und wir schließen einfach ein Shot und verbergen den Ozean hinter Metall. Das hat schon bei der Titanic nicht geklappt, aber wir können ja erst mal die Payback-Punkte einlösen, für einen netten Film im eisigen Meer.

Klingeschilder im Dunkel, nur die Schrift leuchtet
Spiegelung Vergangenheit Code