ein Bild


… festgehaltene Zeit. Stillstand, den Moment entdecken. Angehalten im Strom der Eindrücke und Reize. Ein Moment bleibt und wird vielleicht erst erlebbar durchs Betrachten. Ein spüren in uns, was bewegt sich beim Betrachten des Bildes, was beginnt zu vibrieren oder zu schwingen? Betrachten wir uns selbst, oder schauen wir zurück in die Fremde und entdecken unsere Vergangenheit, die gerade noch vor uns lag. Morgen wird die Vergangenheit gewesen sein, die gerade vor uns liegt. Ein Bild ist ein Heraustreten aus dem Strudel der Zeit. Ein Trick: Wir halten die Spuren, die Wirkung des Lichts im Bild fest. Betrachten es an der Wand, halten es in der Hand, ganz am Rand.

Nebenbei ist das Licht nachweislich ein unzuverlässiger Bote. Nicht Teilchen, nicht Welle und trotzdem beides gleichzeitig. Es scheint die Vergangenheit verändern zu können, versuchen wir ihm auf die Spuren zu kommen, so ein Kerl ist das Licht. Es ist unzuverlässig und ordnet sich nicht ein in unsere Schubladen, das nette Licht. Die Spuren also, ein Foto betrachten wir als Dokument des Augenblicks.

Manche Menschen, man kann ihnen unterstellen, dass sie ihre Schubladen keine Rückwände haben, diese Menschen wollen nicht fotografiert werden. Sie haben Angst, dass ihnen ihre Seele geraubt wird. Ich glaube, das ist tatsächlich so, wenn auch nur ein ganz winziges Stück davon. Ein Becher aus einem See. Meist willigen sie ein, frag ich sie mit einem Lächeln.

Überlegen wir, was die Hunderten Fotos uns nehmen, die wir in einem überblickbaren Zeitraum von uns oder anderen schießen?

Werden wir zu seelenlosen digitalen Zombies?

Beim Fotografieren durchbreche ich eine Schutzmauer des Gegenübers, dies braucht ein „Ja“ Es kann ein Augenblick von Intimität, die viele erste Dates einfach überspringt, entstehen. Im Moment wächst etwas nicht Planbares, nicht Verfügbares: Resonanz.

Der Blick in die Kamera ist in ein Auge gerichtet, kein menschliches und trotzdem versteckt es sich dahinter. So beginnt eine Fernbeziehung ohne zu viel Nähe und trotzdem Wärme. Alles in dem Bruchteil einer Sekunde, die wir vielleicht gar nicht bemerken. Wir schauen und denken: Ich?

In beiden bleibt Erinnerung und ein Vibrieren irgendwo jenseits von Wellen und Teilchen.

Frau unscharf