ein Honigkuchenpferd


Beschreibe mal ein Honigkuchenpferd! Kennt doch jeder, oder jedenfalls weiß er, also jeder, was gemeint ist.

Also, es hat ein grinsendes Riesenmaul. Honigkuchenkrümel ringsherum, weil es gerade eben noch aus einem Trog voll Honigkuchen gefressen hat. Kleine Stücke und große Krümel hängen an der Oberlippe mit flatternden Eigenleben. Auf dem Kopf trägt es einen Blumenkranz, aus gelben Pusteblumen geflochten. Die langen Ohren halten ihn sicher. Aus dunklen Augen, kauend auf den letzten Krümeln im Maul, hält es inne, schaut uns an und fragt: „Was ist?“

Was macht ein Honigkuchenpferd zu einem so positiv besetzten Tier? Wahrscheinlich haben wir es hier mit einer Dreifaltigkeit zu tun, die im Mittleren Alter seine Hochzeit hatt.

Zuerst der Honigkuchen, leckere süße Verführung mit einem sanften Geschmack. Der Bienen Arbeit ist in dem dunklen Teig eingeschmolzen, der nicht nur auf der Zunge, sondern im ganzen Mund gleichzeitig schmilzt, die Sinne fesselt.

Dann ein Pferd als Symbol. Ein Pferd ist gut. Nicht nur es nutzen zu können, das Pferd an sich ist gut. Jedenfalls glaube ich das, solange ich nichts anderes höre. Ein Pferd ist praktisch, wenn es beim Arbeiten hilft, die engen Hosen und die fliegenden Kleider auf seinem Rücken trägt. Dein eigenen Körper in der Kälte wärmend durch den Dampf des galoppierenden Tieres, dem Bergwerk auf vier Beinen. Sein großer Hals und die pulsierenden Röhren warmen Bluts. Die Lebenskraft überträgt sich auf den Menschen im Sattel, die Hände am Zügel, die Augenbrauen unter dem Hut, dem Pferdeschwanz auf dem Rücken. Von dort aus sieht die Welt anders aus. Andere Tiere bemerken den Menschen nicht, sie sehen das Pferd. Es geht keine Gefahr von ihm aus. Wir können uns klein fühlen, fallen lassen neben ihm oder auf ihm. Es wird acht geben, sorgsam sein mit dem Menschen. Wenn es selbst in Not ist, dann sieht es anders aus. Der Fluchtinstinkt ist stark und die Herde reißt den einzelnen Gaul mit. Da verlassen trennt sich schnell die achtsame Verbindung. Aber meist ist es gutmütig.

Und natürlich das Grinsen mit dem riesigen Maul. Die Oberlippe fliegt nach oben. Große weiße Zähne in zwei Reihen werden sichtbar, wenn das große Gesicht die Lefzen nach hinten zieht und: Grinst. Als wären unsere Gesichtsmuskeln mit dem Maul verbunden. Wir können nicht anders als wenigstens zu Lächeln.

Ein Honigkuchenpferd scheint also etwas Süßes mit Stärke, Wärme und Heiterkeit zu sein.

Ein Honigkuchenpferd eben!

Das ist doch klar.