ein perfektes Frühstück


Ein perfektes Frühstück beginnt nach Mitternacht. Die Geister sind wach und haben ihren Spaß mit unseren Gedanken. Treibe sie zu Spitzen und Gipfel mit Palmen bedeckte Berge hoch über den Alpen. Der Körper versucht ihnen zu folgen. Das Blut schiebt durch die Hülle, getrieben von einem pumpenden Ungetüm, was wild selbst nach Luft schnappt. Die Adern weiten sich und stoßen mit Schmerz an die Stirn, lassen den Kopf anschwellen, in alle Richtungen ausschwärmen und stauen sich am Rand der Körperlichen Welt, versuchen mit aller Kraft die Grenzen zu erweitern, sich zu vergrößern, noch mehr.

Diese wilden Geister fliegen nur um diese aufregende Zeit durch unseren Horizont, kreuzen das Bewusste spürbar nahe, ohne einzudringen. Sie machen ein Angebot.

Sind sie zu stark, bist du zu schwach.

Ist ihr Tanz vorbei, lassen sie dich sanft fallen in die Welt, aus der du kamst, in der du liegst mit einem strapazierten Körper. Sie hauchen dir im Verschwinden noch einen kühlen Atem in die Glieder, der dich erzittern lässt, obwohl mir warm ist. Der aufgewirbelte Sand legt sich in die Augen, es beginnt ein Traum von Traum.

So vorbereitet kann der Morgen das Frühstück auf einem fruchtbaren Acker ausbringen. Zuerst hüllen die Kleider aus dem vergangene Tag die Haut ein, streicht entschlossen umschlossen die kleinen Haare noch oben, zur Seite, zum Herz.
Der Sonntagmorgen steckt in den Straßen, als ich die Tür öffne. Es gibt Menschen auf dem Bürgersteig. Alles ist ruhig, wie es nur an einem Sonntag sein kann. Die Stadt ist müde und will seine Decke nicht Frau Holle überlassen. In diesem Festhalten der Nestwärme gehe ich mit offener Jacke zum Bäcker in die Schlange und schwebe noch immer ein ganz klein wenig, meine ich. Jedenfalls bleiben die Kristalle unter meinen Sohlen unbeschädigt. Zurück mit der Tüte sind die Türen auf und das eigene Leben regt sich in den Zimmern. Der Tisch ist schnell gedeckt. Ein Griff in die Kiste mit den Orangen. Für eine Karaffe Saft brauche ich zehn Stück, ein Durchschnittswert.

Ich weiß nicht was, wie, woher, vielleicht hat ein Geist verschlafen und ich habe ihn aufgeschreckt, als ich in die Küche kam. Jedenfalls war er wieder da, der Moment. Ein Feuer, was schon erloschen schien, wärmte unerwartet, als ich die zehn Orangen abgezählt und auf den Tisch legte, das Messer in der Hand, die erste auf das grobe Holzbrett legt. Die Klinge trat kurz hinter der Spitze des Messers in die Schale und setzte den ersten Schnitt in das leuchtende Rund. Ich spürte die orangene Hülle an den Enden der Klinge, rau.
Die scharfen Kanten trennten in der Mitte das Innere der Frucht mit Entschiedenheit und überraschend leicht, fast gab es keinen Widerstand. Das Rund klappte auf und vor mir lagen zwei Hälften praller Fülle und verlockender Süße. Das Halbe verdoppelten das Ganze und strahlten in den Morgen. Kleine Sonnen neben dem Holz. Die Presse, wie ein riesiger Nussknacker, nahm die Hälften auf, hielt sie und würde sammeln, was sich nicht verhindern ließ. Die Falle klappte zu und mit beiden Händen drückte ich sanft auf die zerspringenden Gefäße, ein Feuerwerk, Explosionen, Zerstörung und Bedrängung gingen Hand in Hand mit beiden Händen, den Muskeln im Unterarm. Dem Hebel konnte keine Frucht entkommen und sie schrumpften zusammen auf ihre Zellwände auf den Festkörper. Jede Hälfte lies den Saft zurück, der gerade noch prall in der Schale prahlte. Zehn Orangen, zwanzigmal ein Kribbeln in den Armen. Bei jedem zusammen Klappen eine Erzählung der Überraschung des sich Ergebens und fallen lassens, sich sammeln in einer Karaffe. Gemeinsam sich erkennen, leuchtend auf den Tisch schweben, freudig erregt auf die kommende Fahrt durch den Schlund hinab in die Maschine Mensch.

Die zufällige Playlist spielte in dem Moment „Zombies“ von den Cranberries. Oh Gott, war denn schon wieder Mitternacht mitten am Morgen?

Mein Leben mit acht Beinen rief mich sanft zurück an den Tisch, auf den Stuhl, liebevoll.

Ich stieß das Messer in die warme Kruste.