nebenan


Sie machts für Geld auf der Straße.

Die Beine gekreuzt
schimmern die Knie durch das dünne Kleid.
Um die Hüften ein farbiges Tuch,
sicher um Aufmerksamkeit zu erheischen.

Sie schaut auf die Menschen, taxiert schon von Weitem.
Ich sehe sie oft.
Nein! Ich ging noch nicht zu ihr.
Hier doch nicht, mitten im Leben.
Ich habe ihr nicht in die Augen geschaut,
auch wenn sie es hofft.

Schnell geh ich vorbei mit langem Schritt.
So etwas gehört sich nicht, hier.
Wo soll ich denn hin mit meinem Blick?
Er schweift ab ins Nichts, nicht doch auf die Beine?
Überall ist er fester, als bei ihr.

Mild lächelt sie die Menschen an.
Ob Frau oder Mann!
Das kann ich erahnen,
drücke ich mich in der Nähe an die Häuserwand.
Schau ich genau aus meinem Eck, spann ich die Blicke.

Was wird geredet, was wird wird gezahlt?
Ein Schein wechselt - die Richtung bleibt unklar.
Wofür, was verhandeln die da?
Auf der Strasse neben der Bar.

Er geht weiter, grüßt noch im Gehen.
Sie weht den Blick auf den Gehweg zurück
Im Abendlicht schimmert ihre Haut samten braun,
die Haare glänzend schwarz, nicht rot oder golden.
Keinem Dichter, keiner Denkerin entstammt dieses Kind.

Soviel Lächeln im Überschuß.
"Seht mich doch an, ich biete mich an!"
Sie strahlt mit ihren Augen.
Wer immer auch will.
Sie macht es für Geld, um die Ecke - da, gleich nebenan.

Die Bettlerin.

Wann bist du dran?