Frau Annalena


Im April schneit es, das ist nichts Ungewöhnliches. In den letzten Jahren schaute der Winter um Ostern herum meist noch mal kurz vorbei. In diesem Jahr ist er etwas früher, was dem Jahr mehr Zeit für den Sommer lässt.
Winter zu Ostern ist überraschend, wenn auch vorhergesagt. Wir kommen damit klar.

Uns sonst auf der Welt?

Alles nicht so einfach.

Eine Gesellschaft in Veränderung, im Umbruch. Jedenfalls wohl kurz davor. Im Moment wird nur geredet.
Wer redet, handelt nicht, also kann es noch nicht soweit sein.

Geredet wird bisher viel über den Wechsel von


„Schneller, Höher, Weiter“
zu
„nachhaltig, rücksichtsvoll, sparsam“.

Wenn es zum Handeln kommt, bin ich gespannt, wie Freunde, Nachbarn, Vorgesetzte reagieren werden.
„Frieren für den Frieden…“, ein Söder-Zitat von letzter Woche, „…kann es ja nicht sein.“, meint der Ministerpräsident von Bayern. Wobei er sich bei der Aussage gedankenlos in der Echokammer der Parteipolitik verrief.

Doch! Wir werden verzichten müssen.

Das fällt einer Gesellschaft im Vorwärtsgang, also vor allem den Menschen darin nicht leicht. Von hinten schiebt das Erbe und die Erinnerung einer Wirtschaftswunder-Generation. An der Bugspitze wird mit Effizienz und Optimierung das dichter werdende Eis durchpflügt. Das störrische Weiß wird dicker und fester. Trotzdem hoffen wir auf plötzliches Tauwetter, obwohl niemand damit rechnen kann.

Unsere Zukunft hängt vom Wohlergehen der Wirtschaft ab. Daraus folgt eine Logikkette, bei der uns schwindlig wird, wenn wir sie nur hören. Also auf keinen Fall noch mal Nachdenken, auf keinen… .
Da beklagt sich ein T-Shirt Unternehmer, dass er plötzlich 800T€ mehr an Energiekosten zahlen muss und überlegt, die Produktion einzustellen. Wir könnten mit den Schultern zucken: „Ja, dann halt.“ Es geht um Arbeitsplätze, Lohnkosten, Belastungen, die auf den Staat zukommen könnten, sollte die Firma mit dem Affen als Werbepartner(?) wirklich die Nähmaschinen anhalten, den Faden ausspulen und das Licht ausknipsen. Der Staat sollen helfen, wir sollen die Verluste mittragen.

Warum ist das Öl so teuer? Hat irgendjemand, der im Besitz eines Bohrlochs ist, in den letzten Wochen weniger gefördert? Der Liter Benzin kosten so viel wie zehn Zigaretten. Ich habe keine Ahnung, ob das viel ist. Es ist ungewohnt.

Es gibt kein Anrecht auf Gewohnheit, auf Zuverlässigkeit und Berechenbarkeit, auf Reiserücktrittsversicherung und Payback-Punkte, auf Pendlerpauschale und Mehrheiten. Damit ist natürlich alles einfacher, aber keiner hat gesagt, dass es einfach sein wird, so allgemein. Wir öffnen gerade die Tür in den Raum der Diskussion und Auseinandersetzung mit offenen Ende. Fertigen Formulierungen taugen als copy & paste nicht in den Lückentext. Mit diesen Passwörtern erhalten wir keinen Zugang zum Gruppenchat mit dem Thema „Zukunft“.

Veränderung birgt etwas Gutes: Entwicklung auf eine höhere Stufe. Deutschland hat eine Außenministerin, die noch vor sechs Monaten verlacht oder wenigstens belächelt wurde. Jetzt bringt sie in jeder Beziehung Farbe in den Silberglanz der gebeugten Rücken. Ich hoffe, sie hat Erfolg. Es wäre gut für uns.

Wir können auch als Affe am Tisch noch in zwanzig Jahren auf Aufmerksamkeit hoffen und dabei die Banane in unseren Händen drehen, können wir machen.

Nur, dann wird’s halt Scheiße.

hund mit Trichtern um den Kopf