Rhetorik, wenn sie gut ist, unterhält sie. Nebenbei nimmt sie mich an die Hand und führt mich zu einem Fakt, einem Standpunkt. Unterwegs sind die Worte, an der die Hand hängt und daran ich, an vielen verlockenden Abzweigungen vorbeigegangen. Beharlich zog mich der Fluss weiter. Rhetorik kann hervorragend dazu dienen, eine Haltung gut zu verkaufen, die Argumente unschlagbar erscheinen lassen, eingebunden in eine gefällige Sprache, den Zuhörer angenehm einwickelnd. Beim lauschen einer guten Rede verhält sich die eigene Meinung zum Gesagtem wie der Körper zum Fitnessgerät in der Ecke. Es gefällt, was gefällt. Passt schon!
Aber ist nicht der stotternde, nach Worten suchende und manchmal nicht gleich zu verstehende Redner der Ehrliche? Geht es ihm nicht um den Sinn, den Kern, den unverstellten Blick auf ein Problem das ihm wichtig ist, bei dem er sogar um eine weitere Meinung bittet? Ist die Qualität einer Rede nicht der Inhalt und nicht die spiegelnde Oberfläche der kunstvollen Rethorik? Ist dieser Glanz nicht der Einstieg, die Hilfe auf den Gipfel der Manipulation, des Gedanken einfangens und in den Sack steckens? All die Ideen, die politischen, sind nur die Hälfte wert, wenn sie nicht gut verkauft werden. Haben sie überhaupt einen Wert, wenn sie vorgetragen werden? Sollten die Reden, in denen es gilt, zu überzeugen, die Kritiker verstummen zu lassen, die eigene Sicht als Weg zu verkünden, sollten diese Reden nicht die Opposition halten?
Natürlich nicht, weil wir wissen, wie wir eine Rede inszenieren und damit den Inhalt ins Gegenteil wenden. Das Mittel wäre gar zu einfach, um der Wahrheit UND dem Guten gemeinsam auf die Spur zu kommen. Das menschliche Ego, der Übermut und Hochmut würden etwas Gutes verhüllen und vernebeln, den Zuhörer wegführen vom Inhalt, mit Worten und Stimme schauspielern. Faust würde triumphieren, nicht die treibende Kraft Mephisto.
Wenigsten neutrale Vorleser sollten her, um Ideen vorzustellen. Stimmen, die das Geschriebene vortragen, klassisch gut verständlich wie eine Rezitation von der Kante einer Bühne. Der Streit über das Gesagte sollte von Sachlichkeit getragen sein und Emotionen als Nachlässigkeit und Unachtsamkeit bewerten.
Emotionen sind wichtig! Sie sind die Quelle und der Motor für unsere Wahrnehmung, Empfindung, letztlich für unser Handeln. Sie sind die Brücke ins Unterbewusstsein, in dem wir eine Menschheitsgeschichte an Erfahrung verbergen.
Ich meine die instinkthaften Emotionen, bei dem unser Inneres getriggert wird. Das Ego, die Sicht, das in der Welt stehen und von da aus betrachten, stellt sich durch manchen Satz manchen Fakt infrage. Wir müssten uns bewegen. Wenigstens soweit, um uns selbst zu sehen und zu reflektieren. Wir müssten unseren Standpunkt überdenken und vielleicht sogar dem Gegenüber Recht geben.
Ach nö, da höre ich doch lieber einer glatten Rede zu, applaudiere dann innig zehn Minuten lang und fühle mich getragen durch eine fremde Meinung.