Klebt! Euch! Fest!


Eigentlich wolle ich hier keine Statements hinterlassen, welche die Tagesaktualität betreffen, eigentlich …

Mich irritiert die gesellschaftliche Eintönigkeit, der Gleichklang in der Verurteilung der #letztegeneration und ihren Protest. Scheinen ihre Aktionen spontan als rücksichtslos und egoistisch, so ist bei einem Blick hinter die Front der Aufregung Verantwortung zu erkennen. Ich meine damit gar nicht die Wichtigkeit der Umwelt, die Notwendigkeit zur Veränderung, sondern die Vorbereitung der Aktionen.

Vor dem Angriff auf das Monet Bild „Getreideschober“ versicherten sich die Beteiligten, dass eine Glasscheibe das Gemälde schützt. Vor dem Protest in Berlin, in dessen örtlichen und zeitlichen Zusammenhang eine Radfahrerin durch einen Betonmischer zu Tode kam, wurden die Einsatzkräfte im Vorfeld über den Zeitpunkt und den Ort des Protestes informiert.

Als Autonation wissen wir, wie ein Stau zu umfahren ist. Wenn nicht, dann sind die anderen Autofahrer das Problem, nicht meine rollende Egoschachtel. Die Frau ist nicht wegen des Protestes gestorben, sondern weil ein Betonmischer sie vom Rad gefegt hat. Hier ist die gemeinsame Nutzung des öffentlichen Raumes durch Fußgänger, Radfahrer und Autos die Aufgabenstellung.

Die gemeinsame Nutzung des öffentlichen Raumes durch Fußgänger, Radfahrer und Autos ist in Berlin und jeder anderen Stadt die Aufgabenstellung.

Die #letztegeneration machen aufmerksam und berühren uns. Wir reden von Klimaschutz und finden ihn wichtig. Wir nehmen für uns in Anspruch, echt schon viel zu tun und außerdem, die Chinesen … Wir klagen gegen Autokonzerne, weil sie uns ein Auto verkaufen, was in seiner Funktion nicht dem Katalog entspricht. Wir hätten es sonst natürlich nicht gekauft. Wir wollten der Umwelt mit einem sauberen Auspuff, mit einem Auto helfen, langsam zu sterben.

Die Reaktion auf den Protest ist so unversöhnlich, weil der Blick auf die Welt von unterschiedlichen Höhen erfolgt. Wir kleben mit der Nase auf dem Asphalt und brauchen eine Lesebrille. Die #letztegeneration schaut mit einem Fernrohr vom Mond auf den Planeten und steht nicht im Stau.