getrennte Wege


Die Sorge ist groß, die Liebe weit. Die Kinder werden erwachsen und selbstständig. Das sollen sie, das gehört so, ist notwendig. Und trotzdem ist der Prozess anstrengend, abschreckend, verletzend und trotzdem von Nähe begleitet, auf beiden Seiten.

Das selbstständige Abstreifen der Verbundenheit, das Häuten der Beziehung. Die empfindlich zarte Oberfläche, auf die kalte Eindrücke stürzen. Aufbruch, Eroberung, Verunsicherung, eine ganze Welt öffnet sich und verlangt Aufmerksamkeit.

Die Erfahrung, der Blick zurück, die Gedanken an die eigenen Revolution, die Fehler und Irrungen werden wach. Ich will sie mitgeben, warnen, sorgen. Sie wollen nicht, sie sollen nicht auf die Alten hören. Machen sie nicht die Jungen, selbst wenn sie es doch ausnahmsweise sollten, zu ihrem Besten, zu meinem. Das durchschauen sie, die schlauen Geister. Also besser nichts wollen, dann passiert das Gewollte noch am wahrscheinlichsten.

Abstand nehmen, halten, beobachten und den Kopf zur Seite legen. Auf sich selbst zurückbesinnen und die Leere spüren, die nach Jahren des Daseins Raum greift. Sollte ich mich wirklich um mein Leben kümmern, die Ehe, die Interessen?
Echt?
Na gut!
Auch eine Häutung im Zug der Jahre. Zarte Haut und ein empfindliches Spüren des eigenen Lebens, der Dinge hinter dem Vorhang, dem Fenster, dem Denken.
Wir gehen auseinander in neue Welten.
Mein innigster Wunsch: die Nähe behalten.