die wütende Sardine


Gerade hat sich der Deckel geöffnet, das dünne Blech, zackiger Rand, oval. Die Decke aus Metall rollt sich weg, befleckt, tropfend.
Ich kann nur halb was sehen, eingezwängt mit dem Blick noch oben, wohin denn auch sonnst!?

Ein Mund nähert sich.
Du.
Schmale Lippen, rot mit einem Versprechen von Bermuda, dem Dreieck. Die Augen, die offenen werden größer. Die Kanten, von den Haaren gehalten, fallen nach unten – auf mich zu.
Aber schade, nur fast.
Da öffnen sich die Lippen, der Mund, der beim Betrachter nach Insulin verlangt, formt Worte, Laute, die sich kombinieren, sicher Aquarelle malen werden in Gedanken mit Worten und Welten zeigen. Gleich wird der Samt sich zeigen, die Seide sich reiben, weiche Wellen des …

„Wie schaust du denn aus! Da muss ich mein Bild von dir wohl korrigieren, oh wie schade!“

Äh, Moment! Halt! Was!?
Erst haust du mir den Kopf ab,
den Schwanz,
den Schwanz,
den Schwanz
und stopfst mich mit ein paar anderen in diese Dose, nicht mal allein, nicht mal V. I. P. ?
Draußen steht „Sardinen im eigenen Saft“.

Solch ein Kommentar nach all dem Rutschen und Gleiten über Bänder und stählerne Bleche, später dann – dunkel.
Jetzt liege ich hier zur Beschauung, neben zwei anderen.
Dann wieder du:

„Oh wisst ihr eigentlich, wie cool ihr ausseht, so eingezwängt und sprachlos, so ganz farblos? Hm, wen nehm ich denn zuerst zwischen meine samtenen Lippen … Hm, ene mene miste, es rappelt in der … „

Hast du sie noch alle? Du kannst doch keine Sardine von einem Hering unterscheiden!
Die Gabel kreist suchend. Vielleicht ein kleines Stück von hier und von da. Aber vielleicht lieber die Hähnchenschenkel zu Hause, vom Herd, aus der Pfanne – zart gebraten?

Du hast keine Ahnung, wie ich durch die Wellen geglitzert bin. Wie ich gesprochen, ja geplappert habe. Atmen? Kiemen? Ihr Menschen habt doch keine Ahnung. Ich habe gesungen, mit meinem Maul. Geträllert und mit den Wellen geflirtet, immer das Maul dabei auf zu auf zu. Alles war Raum, alles war frei. Die Ufer ein Meer entfernt.

Bis das Netz kam. Du hast gesagt, das wird gut – bestimmt.
Auf dem Gummiband kamen mir Zweifel, die Messer, die Eimer, die Handschuh, Monstergesichter.
Aber gut. Du hast ja gesagt, wir kommen zusammen, liegen am Stand und nicht in der Dose – zu zweit.

Du sorgst dich nicht selbst, du besorgst es dir selbst.

Danke, ich komm schon allein raus, klick auf das Kreuz, mach das Licht aus.
Dann geh doch zu Netto!

Eins habe ich noch: eine lange flexible Gräte!

Guten Appetit, meine Liebe

🙂