Ich habe das Feuer mit Wasser gelöscht, das erste Mal. Es ist brutal.
So ein Feuer braucht seine Zeit, um sich zu entfalten. Es beginnt klein mit einem Klumpen aus umwickeltem Stroh. Der brennt schon vom Hinschauen. Auf die drei oder vier lege ich die dünnen Scheite. Schnell fangen die kleinen die Hitze und strecken sich in den jungen Flammen. Sind sie kurz vor ihrem Höhepunkt, kommen die erwachsenen Holzstücke. Solche, die den Unterarm und den Bizeps zum Vorschein bringen, hebt Mann sie hoch und dreht und schiebt sie an die richtige Stelle. Die Position ist entscheidend. Wie kann man die schweren Brocken um die dünne Glut bauen, damit nicht alles in sich zusammenfällt und das Feuer ein rein zufälliges wird? Da muss man schauen, wo was wie liegt. Welche Seite noch etwas mehr Druck verträgt. Manchmal schiebt sich die Bauerei von der Mitte weg. Das macht nichts, die Flammen entscheiden wohin. Das Feuer soll brennen, wie es ihm gefällt und nicht zufällig einen Ast finden, der sich gegen die Hitze nicht wehrt, allein ins Leere ragt und vor sich hin verkohlt.
Dem Feuer fehlt, wenn es einfach so angebrannt ist, die Kraft der Gemeinsamkeit, die Energie, die sich nur entfalten kann, wenn die Scheite sich gegenseitig stützen, unter sich die größte mögliche Hitze hervorbringen. Nebenbei ist das auch die beste Art, den Qualm möglichst schnell zu zerstreuen. Das Holz wird heiß, das Wasser verdampft und alles, was sich gegen die Hitze in so einem Stück Baum wehrt, kann sich qualmend nicht lange gegen die flackernden Flammen wehren. So entsteht ein leuchtendes, die Luft verschlingendes Zelt aus Holz und Flammen. Sie sammeln sich über der Spitze und stützen sich gegenseitig dem Himmel entgegen. Manche reißen sogar vom Holz ab, in dem Hitzestrom nach oben. Es brennt ja nur das Gas.
Langsam sackt das stolze Zelt zusammen, nachdem es das Maximum an Hitze und aufgerichteter Höhe überschritten hat. Das ist nicht das Ende, das liegt an mir. Zwei weitere Scheite zur richtigen Zeit, dann kommt die ganze wilde Hitze langsam in einen Rhythmus aus Glut und neuem Holz, was wieder zur Glut wird. Das rote Bett breitet sich auf dem Boden aus. Neues legt sich nach etwas flackernder Zeit ebenfalls in die Glut.
Dann komme ich mit dem Wasser. Ohne Vorwarnung brutal von oben.
Die schwarzen Klötze zischen böse, ja feindliche. Das Feuer empört sich und faucht wütend. Es weiß, dass es ihm vor der Zeit ans Leben geht. Nimm das du ungehobelter Mensch! Qualm steigt auf, nimmt mir die Sicht. Ich weiche zurück und warte einen Moment. Ein nächster Schwall und auch der Qualm verschwindet. Schwarz, anklagend, verhalten zischend liegt die gerade noch warme Gedankenfalle vor mir.
Ersoffen, gemordet, kalt.
Nur damit die Feuerwehr einen ruhigen Abend hat.